"Die Pracht der Gärten hat stets die Liebe zur Natur zur Voraussetzung."
A. L. Germaine

Untersuchung des Werks der Gartenarchitekten Albert Lilienfein & Sohn

Der Landschaftsarchitekt Thomas Hauptmann erkundete im Corona-Jahr 2020 Park- und Gartenanlagen, die die Gartenarchitekten Albert Lilienfein & Sohn vor etwa 100 Jahren in seiner Heimatstadt Nürtingen geschaffen hatten. Ein Kollege hatte ihn fünfzehn Jahre zuvor bei einer Exkursion im Park Hohenstein bei der Villa Franck in Murrhardt, der zurzeit bekanntesten Anlage von Lilienfein & Sohn, auf deren Werk aufmerksam gemacht. Insbesondere Albert Lilienfein junior prägte vor allem in Württemberg den Stil des architektonischen Gartens für Villen und Landhäuser des mit der Industrialisierung zu Geld gekommenen Großbürgertums dieser Zeit, der mit Pergolen, Mauern, Treppen und Wegen geometrische Räume für die verschiedenen Nutzungsinteressen ihrer Eigentümer bot. Von den Nürtinger Anlagen existieren zum Teil weder Garten noch Villa, zum Teil sind die Gärten völlig umgestaltet, zum Teil zeugen noch bauliche Relikte, wie Treppen oder Brunnen von der einstigen Gestaltung und zum Teil handelt es sich um Gärten, in denen die ursprüngliche Gestaltung noch mehr oder weniger gut ablesbar ist. Außer den Gärten bewahren die Eigentümer oft auch alte Fotos aus der Zeit kurz nach der Entstehung sowie Pläne und Auftragsunterlagen auf, aus denen die ursprüngliche Gestaltung sowie verwendete Pflanzen und Materialien hervorgehen.

Parallel zur Entdeckung der Gärten beschäftigte sich der Landschaftsarchitekt mit der Geschichte des Büros und dem Leben seiner Inhaber. Dabei zeigte sich, dass es sich bei Albert Lilienfein & Sohn um ein herausragendes Beispiel der Gartenarchitekten dieser Zeit handelte. Das Unternehmen war bereits 1871 in Stuttgart durch Albert Lilienfein senior gegründet worden und war bei seinem 50jährigen Jubiläum die älteste und leistungsfähigste Firma für Gartengestaltung in Württemberg. Die Liste der Auftraggeber der Arbeiten, die in Firmenbroschüren und zeitgenössischen Veröffentlichungen aufgeführt sind, liest sich wie das Who‘s who der damaligen Gesellschaft des Landes Württemberg, das das hauptsächliche Tätigkeitsgebiet von Albert Lilienfein & Sohn war.

Aus seinen Recherchen entwickelte Thomas Hauptmann ein Projekt beim Schwäbischen Heimatbund zur Erkundung des Gesamtwerks der Gartenarchitekten im Ländle als bedeutenden Teil der Kultur des deutschen Südwestens. Sehr ermutigt wurde er von der Unterstützung des Arbeitskreis Historische Gärten der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege, der bestätigte, dass diese Forschungen nicht nur regional, sondern für die Gartenkunstgeschichte im deutschsprachigen Raum insgesamt von großem Interesse sind, da es aktuell komplett an Untersuchungen zu Albert Lilienfein & Sohn fehlt. Zur Finanzierung wurden Spenden eingeworben und das Interesse von Stiftungen an den Standorten von Lilienfein-Anlagen erkundet.

Da Albert Lilienfein & Sohn im Rems-Murr-Kreis außer dem Park Hohenstein zehn weitere Anlagen geplant hat, wandte sich Thomas Hauptmann auch an die Eugen-und-Helga-Seitz-Stiftung. Die vielfältigen Facetten des Projektes von sowohl lokaler als auch landesweiter, gartenhistorischer und denkmalpflegerischer Bedeutung weckten sogleich unser Interesse. Nach weiteren Informationen entschieden wir uns, die Untersuchung mit einem Betrag zu unterstützen, der nicht nur die Erkundung der regionalen Anlagen gewährleistet, sondern auch die für das Gesamtprojekt erforderliche Grundlagenrecherche ermöglicht.

cross