EH-Seitz-Stiftung will Projekte in der Region fördern
Nach dem Tod von Unternehmer Eugen Seitz im Juni 2020 ist eine neue Stiftung gegründet worden. Die „Eugen und Helga Seitz“-Stiftung mit Sitz in Aspach will vor allem Projekte im Rems-Murr-Kreis unterstützen. Im Jahr 2022 wurden vier Projekte mit insgesamt 50000 Euro gefördert.
Von Kristin Doberer am 1. Juni 2022
ASPACH. Wer in der Region und darüber hinaus den Namen Eugen Seitz hört, der verbindet ihn vermutlich zunächst mit Wohnmobilen. Schließlich galt der Unternehmer aus Aspach in der Freizeitmobilbranche als „Fensterpapst“. Mit seinen Erfindungen hat er jahrelang die Caravanbranche geprägt und sich ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Aus einem kleinen Familienbetrieb entwickelte sich die weltweit tätige Seitz-Firmengruppe mit mehr als 400 Mitarbeitern und Standorten in Kleinaspach, Krautheim und Schweden. Bis zu seinem unerwarteten Tod im Juni 2020 war er als Erfinder aktiv.
In Aspach und der Umgebung war Eugen Seitz nicht nur als „Fensterpapst“, sondern vor allem als Förderer bekannt. Immer wieder unterstützte er mit seiner Frau Helga lokale Organisationen und Vereine, in Krautheim spendete er sogar rund zwei Millionen Euro für den Neubau eines Bürgerhauses. Dieses Engagement soll nun die neu gegründete „Eugen und Helga Seitz“-Stiftung fortsetzen. „Wir wollen in Ehren halten, was ihm wichtig war“, sagt Tochter Andrea Seitz, eine von drei Vorstandsmitgliedern der Stiftung. Gemeinsam mit ihrem Bruder Heiko Seitz und Bettina Renz, Patenkind von Eugen und Helga Seitz, kümmert sie sich seit dem Tod ihres Vaters um die Belange der Stiftung. Eine konkrete Stiftungssatzung mit Zielen und Rahmenbedingungen allerdings haben Eugen und Helga Seitz noch zu seinen Lebzeiten ausgearbeitet. „Die Stiftung war schon lange im Kopf unserer Eltern“, erklärt Andrea Seitz.
Die Stiftungsarbeit hat die Vorstände zunächst in kaltes Wasser geworfen
Durch den unerwarteten Tod von Eugen Seitz musste es mit der Stiftungsgründung dann doch schneller gehen als erwartet. Und die Vorstandsmitglieder wurden in kaltes Wasser geworfen. „Zu dem Zeitpunkt waren wir noch in Trauer. Und außerdem kommen wir alle aus ganz anderen Branche“, sagt Andrea Seitz. Ihr Bruder Heiko ist gelernter Altenpfleger und kümmert sich nun um die Buchhaltung der Stiftung. Bettina Renz arbeitet in der Industrie und Andrea Seitz ist Fotografin. „Am Anfang waren wir noch sehr planlos.“ Schließlich müsse ja deutlich mehr geleistet werden, als nur das Geld zu verteilen: Förderanträge sehr genau prüfen und mögliche Projekte durchleuchten, den Internetauftritt aufbauen, sich mit anderen Stiftungen vernetzen, bei den Geförderten nachhaken, wofür das Geld eingesetzt wurde, alles genau aufzeichnen, um beim Finanzamt und dem Regierungspräsidium Rechenschaft ablegen zu können und vieles mehr. Dass das Ehrenamt so viel Zeit in Anspruch nehmen wird, habe sie alle überrascht.
Neben den zeitlichen Herausforderungen gebe es auch im Stiftungswesen Schattenseiten. So müsse man sehr genau und transparent arbeiten und alle Förderanträge gut durchleuchten. „Für mich ist es außerdem besonders schwierig, wenn ich guten Projekten absagen muss, weil sie eben nicht in unsere Förderbereiche passen oder außerhalb unserer Region liegen“, sagt Andrea Seitz. „Noch stecken wir ja in den Kinderschuhen und wir müssen noch viel lernen. Aber wir sind froh, dass wir so eine tolle Aufgabe bekommen haben. Und wir nehmen sie sehr ernst.“
Im ihrem ersten Jahr hatte die kleine Stiftung insgesamt 50000 Euro zu vergeben. Diese Gelder wurden auf vier Projekte aufgeteilt. Ein Löwenanteil von 25000 Euro ging in den Förderbereich Kunst und Kultur. Hier wurde die 19-jährige Silke Becker gefördert, die aktuell an der Musikschule in Stuttgart ist und dort nicht nur mit ihrem Talent auffällt, sondern auch dadurch, dass sie mit Linksflöten spielt. Da es kaum Profiinstrumente für Linkshänder gibt, fließt ein Großteil des Geldes in Sonderanfertigungen, zum Beispiel die wohl erste Piccoloflöte für Linkshänder. Eugen Seitz, da ist sich seine Tochter sicher, hätte die Unterstützung der jungen Musikerin auch gut geheißen. „Die Musik war ihm sehr wichtig. Auch privat hat er Musiker immer wieder finanziell unterstützt. Am liebsten hätte er das für jeden Straßenmusiker getan“, sagt Andrea Seitz.
Gefördert werden vor allem Projekte aus dem Rems-Murr-Kreis
Im Förderbereich Natur und Denkmal gingen 15000 Euro an ein Projekt des Schwäbischen Heimatbundes, das sich unter Leitung von Thomas Hauptmann mit der Untersuchung der Gartenarchitektur von Albert Lilienfein und Sohn beschäftigt. Die Murrhardter Villa Franck ist zurzeit die bekannteste Anlage des Gartenarchitekten. Jeweils 5000 Euro bekamen der Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum in Backnang und die Dimb IG Rems-Murr, die sich für die Interessen von Mountainbikern einsetzt und das Geld vor allem in den Bau von legalen Mountainbiketrails stecken möchte.
„Unser Ziel ist es, Förderprojekte zu finden, die auch eine breite Masse erreichen. Zum Beispiel der Trailbau der Dimb, mit dem vielen Freizeitsportlern, aber auch der Natur geholfen wird. Oder eben Silke Becker, die mit ihrer Musik dann viele weitere Menschen begeistern kann“, erklärt Andrea Seitz. Immer involviert ist auch Helga Seitz, die bei den Spendenübergaben häufig dabei ist. „Es ist schön, wenn jemand, der die Satzung – also unsere Spielregeln – mit aufgesetzt hat, auch zufrieden ist mit unserer Auswahl der Förderprojekte“, sagt Andrea Seitz. Sie hofft, dass sich für das nächste Förderjahr wieder passende Projekte aus der Region um Gelder bemühen, auch wenn die Stiftung noch nicht allzu bekannt sind. Wie viele Projekte gefördert werden können, ist noch nicht klar. Bei der Fördersumme sei die Stiftung von der wirtschaftlichen Lage abhängig. „Aber wir wollen gerade die kleinen Projekte nicht vergessen. Und man kann auch mit wenig sehr viel gutes tun.“
WELCHE PROJEKTE VON DER STIFTUNG GEFÖRDERT WERDEN KÖNNEN
Die Förderbereiche Bewerben können sich Projekte für fünf verschiedene Förderbereiche, die Eugen und Helga Seitz schon immer am Herzen lagen. Unterstützt werden die Förderbereiche Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung, Sport und Bewegung, Jung und Alt sowie Natur und Denkmal. Diese Bereiche wurden bereits vor Eugen Seitz Tod in einer Stiftungssatzung festgehalten und können nicht verändert werden.
Regionalität Gefördert werden ausschließlich Projekte, Institutionen und Organisationen im Raum Stuttgart und im Rems-Murr-Kreis, welche in die oben genannten Förderbereiche passen.
Förderantrag Wer gefördert werden möchte, sollte zunächst beim Antragscheck überprüfen, ob sein Projekt zur „Eugen und Helga Seitz“-Stiftung passt. Dies ist ein kurzer Fragebogen, der auf der Website der Stiftung unter www.eh-seitz-stiftung.de zu finden ist. Anfragen für das Folgejahr sollten bis zum 30. November eingereicht werden. Dies am besten per E-Mail an kontakt@eh-seitz-stiftung.de.
Informationen Weitere Informationen zur Eugen und Helga Seitz - Stiftung, den konkreten Förderkriterien sowie zu den bereits geförderten Projekten gibt es hier.