Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum
Wir freuen uns von ganzem Herzen, dass die Eugen- und Helga-Seitz-Stiftung aus Aspach gleich in ihrem ersten Förderjahr die Arbeit des Kinder- und Jugendhospizdienstes Sternentraum unterstützen möchte.
Neben den Begleitungen von Familien aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis, in denen ein lebensverkürzend erkranktes Familienmitglied lebt, unabhängig davon, ob es sich hierbei um ein Kind, eine:n Jugendliche:n oder ein Elternteil handelt, beraten und begleiten wir bereits seit 16 Jahren trauernde Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach dem Tod eines lieben Familienangehörigen.
Seit 2012 bietet der Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum eine Kindertrauergruppe unter Leitung der Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin Kirsten Allgayer und einem Team aus sechs Ehrenamtlichen für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an. Ziel dieser Gruppe ist es, Kindern einen geschützten Rahmen zu bieten, in dem sie ihre Trauer mit allen Sinnen erfassen und ihre Gefühle zulassen können. Sie können hier ihren eigenen Trauerweg finden, dem Verstorbenen einen Platz in ihrem Leben geben und eine Perspektive für ihr weiteres Leben entwickeln.
2015 hat der Dienst sein Angebot erweitert und bietet nun auch regelmäßig eine Gruppe für trauernde Jugendliche und Junge Erwachsene ab 13 Jahren an.
Seit Herbst 2019 gibt es außerdem eine Trauergruppe für verwitwete Mütter und Väter unter der Leitung von Simone Hascher. Auch hier ist das Ziel der Gruppe, sich gemeinsam auf dem individuellen Weg der Trauer zu begegnen, sich auszutauschen und ein Stück gemeinsam zu gehen, um dann neue Erfahrungen und Impulse in den veränderten Alltag zu integrieren.
Neben einer Förderung durch die Krankenkassen (die am Tag des Versterbens eines begleiteten Menschen endet) sind es vor allem die vielen kleinen und großen Spenden, die diese umfangreiche Arbeit möglich machen und dauerhaft sichern. Vor allem der Bereich der Trauerarbeit muss komplett über Spenden finanziert werden.
Doch wie kann ich mir die Arbeit in den Trauergruppen konkret vorstellen? Hier ein kleiner Einblick in die Arbeit der Jugendtrauergruppe:
Von Trauermonstern, Tränen und dem Lebenswert
Angeregt durch die wundervollen Trauermonsterkarten von Vergiss Mein Nie aus Hamburg haben wir uns in der Trauergruppe für Jugendliche und Junge Erwachsene Gedanken darüber gemacht, ob wir diese Trauermonster auch kennen, wie und wo sie uns begegnen. Und schnell wurde deutlich: Wir kennen sie alle, sie sind da beim Einschlafen und Aufwachen, wenn es ruhig ist, wenn wir Zeit zum Nachdenken haben, an Geburts- oder Todestagen, an Weihnachten, im Urlaub, in schönen Momenten, die wir so gerne mit den Verstorbenen geteilt hätten. Die Trauermonster sind oft unberechenbar, können uns aber auch behüten und beschützen. Und was deutlich wurde: Bei denjenigen, bei denen der Todesfall bereits sechs oder neun Jahre her ist, lassen sich die Trauermonster nicht mehr täglich blicken und sind auch nicht mehr so groß und übermächtig wie am Anfang des Trauerweges.
Angeregt durch einen Artikel in der Berliner Zeitung unter der Überschrift „Rätselhafte Tränen: Warum Menschen weinen“ haben wir uns über die Arten, Ursachen und die Funktion von Tränen unterhalten und vor allem darüber, ob wir Weinen als wohltuend empfinden. Und alle waren wir uns – entgegen der im Artikel zitierten Forschungsergebnisse – einig: Weinen tut gut, entlastet, erleichtert. Und weil viele Außenstehende ja denken, dass in unseren Trauergruppen das Weinen und Kerzenentzünden im Vordergrund steht, haben wir uns Gedanken darüber gemacht, was neben Trauern, Tränen und den wunderschönen Kerzen noch alles dazugehört zur Trauergruppenarbeit, nämlich Erinnerungen an die Verstorbenen sammeln und die Zeit mit ihnen zu bewahren, lachen, Spaß haben, kreativ sein, Selbsterfahrung, der Austausch mit anderen, Geschichten, Impulse, und Lieder hören, wie Supermarket Flowers von Ed Sheeran, die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit, lernen, mit dem Verlust umzugehen, leckeres Essen, Visionsarbeit, Umgang mit verschiedenen Gefühlen, Verbundenheit mit anderen erleben, die Ähnliches erfahren haben und zu erleben, wie man trotz des Verlustes (gut) weiter leben kann.
Dieses Thema haben wir in einem weiteren Treffen aufgegriffen: Was macht mein Leben lebenswert? Wir haben uns in Kleingruppen ausgetauscht über die Fragen: Wo und wann kann ich auftanken? Welche Geräusche, Lieder und Töne höre ich gerne? Welche Geschmäcker und Gerüche lösen Wohlbefinden bei mir aus? Welche Körperaktivitäten entspannen mich und geben mir Kraft? Welche Gedanken, Texte, Filme, Erzählungen, welche Literatur ist anregend für mich?
Weil es so wichtig ist, gute Gründe für das Leben zu haben, weil sich manchmal ohne die Verstorbenen alles so sinnlos anfühlt. Im Foto sehen Sie, was Lebenswert für die Jugendlichen bedeutet. Je größer das Wort, desto öfter wurde es benannt …
Diese Arbeit macht uns so unendlich dankbar, dankbar gegenüber allen Spender:innen, die durch ihren Beitrag die Trauerarbeit unseres Dienstes überhaupt erst möglich machen, dankbar für unsere kreativen, verlässlichen, empathischen ehrenamtlichen Trauergruppenmitarbeiterinnen, aber vor allem dankbar für das Vertrauen, die Offenheit, die Gedanken und Impulse aller Teilnehmenden, die unser Leben so unendlich bereichern.